Imkern im Juli (2014)

Imkern im Juli

Obwohl der Sommer langsam aber sicher seinen Höhepunkt erreicht, neigt sich das Bienenjahr dem Ende zu. Die Kontrollen in den Monaten Mai und Juni haben darauf schliessen lassen, dass der Varroadruck dieses Jahr besonders hoch sein wird. Da sich nun die Tracht dem Ende zuneigt, scheint es ratsam, früh abzuernten und rechtzeitig mit der Varroabehandlung zu beginnen. Wer im Frühjahr Ableger gebildet und den Drohnenschnitt regelmässig durchgeführt hat, braucht sich keine grossen Sorgen zu machen.

Honigernte

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Dieses Jahr dürfen wir eine reiche Honigernte erwarten. Die meisten Bienenbeuten besitzen zwei Honigzargen oder sogar deren drei. Abgeschwärmte Völker füllten noch eine Honigzarge mit Honig. Auch wer jetzt noch auf eine späte Waldtracht hofft, sollte dieses Jahr rechtzeitig abernten. Sobald die Honigzargen verdeckelt sind (mind. ¾), wird abgeerntet. Dies sollte dieses Jahr bis spätestens zum 20. Juli passiert sein. Der Varroadruck ist durch den milden Winter sehr hoch. Die Ammenbienen müssen in der nächsten Zeit die Winterbienen versorgen. Dies können sie jedoch nur tun, wenn sie möglichst ohne Milben grossgezogen wurden. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass eine frühzeitige Varroabehandlung der beste Weg ist, die Völker gesund und stark durch den Winter zu bringen.

Varroabehandlung

Wer jetzt einen natürlichen Totenfall der Varroamilben über 10 pro Tag beobachten kann, muss sich bewusst sein, dass dieser Wert über der Schadschwelle liegt. Meistens können bei einem solchen Wert verkrüppelte Bienen beobachtet werden. Die Varroabekämpfung darf nicht mehr hinausgezögert werden. Die Wirksamkeit der Ameisensäure ist abhängig von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit. Ideal ist es, wenn die Tagestemperatur um die 20°C im Schatten liegt. Bei über 25 °C im Schatten ist die Verdunstungsmenge zu gross. Wichtig: Die Varroabekämpfung muss mit mindestens zwei Ameisensäurenbehandlungen durchgeführt werden. Wenn nach der ersten Behandlung nur wenig Milben fallen, darf damit auf gar keinem Fall aufgehört werden. Kahlgeflogene Völker sind im Spätherbst oft die Folge. Nach der 1. Behandlung sollte zügig gefüttert werden. Ein Volk braucht bei uns ca. 20 kg Futter zum Überwintern. Das Futter gebe ich jeweils in Portionen zu ca. 5 kg.

Kunstschwarm

Bienen, die sich im Honigraum befinden, benutze ich, um damit Kunstschwärme zu bilden.

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2,5 kg sollte so ein Kunstschwarm im Juli idealerweise schwer sein. Nach ca. 2 Stunden setze ich die Königin im geschlossenen Zusetzkäfig ein. Wichtig: Das Füttern nicht vergessen! Der Kunstschwarm wird für ca. 2 Tage in den Keller gestellt, damit die Bienen ihre Wachsdrüsen aktivieren können. Anschliessend wird er abends in die neue Beute einloggiert und der Zugang zur Königin erleichtert (d.h. nur noch mit Zuckerteig verschlossen). Die Bienen müssen fleissig gefüttert werden und haben nach ca. einem Monat die Mittelwände komplett neu ausgebaut.

Die Altvölker behandle ich gleich. Die Völker werden als Kunstschwarm abgewischt und sämtliche Brutwaben entfernt. Die Beute fülle ich mit Mittelwänden auf (beim Zandermagazin auch mit geschleuderten Honigwaben). Dadurch entferne ich den grössten Teil der Varroamilben. Futterwaben können in der Beute verbleiben. Auch diese Völker müssen regelmässig gefüttert werden. Mit den entfernten Brutwaben bilde ich Ableger, die dann mit Ameisensäure behandelt werden (optimal nach ca. 3 Wochen). Sie ziehen meistens noch selbst eine Königin nach oder ich beweisle sie mit einer begatteten Jungkönigin.

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Jetzt ist auch die Zeit, Königinnen, die nicht mehr den Vorstellungen des Imkers entsprechen, auszutauschen. Die alte Königin wird entnommen, die neue mit Hilfe eines Zusetzkäfigs zugesetzt. Die Königin kann normalerweise unter Futterteigverschluss gleich freigegeben werden. Völker, die längere Zeit weisellos waren, nehmen in der Regel neue Königinnen nur schwer an. Diese Völker sollten abgewischt werden.

Honigpflege

Der geschleuderte Honig wird in Kesseln, die für Lebensmittel geeignet sind, gelagert; am besten in einem dunklen Raum bei ca. 10 bis 15 .C. Luftbläschen und Wachspartikel steigen langsam auf, es bildet sich ein Art Schaum auf der Oberfläche. Der Honig sollte nicht nur einmal, sondern mehrere Male abgeschäumt werden, bevor er in Gläser abgefüllt wird.

Rätsel

Jungimker Kilian Lambrigger aus Brig-Glis hat eine Biene fotografiert, die sicher viele von euch verwirren wird. Wer weiss, was mit dieser Biene los ist?
Virenkrankheit, Gendefekt? Die Lösung kann in der nächsten Monatsanweisung gefunden werden.

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Jetzt werden die Weichen für das nächste Jahr gestellt. Wer dann mit starken Völkern imkern will, darf sich jetzt nicht ausruhen.

Ich wünsche allen eine erfolgreiche Honigernte. Wer sich näher über Honig informieren möchte, dem sei das neu erschienene Buch „Honig“ von Werner von der Ohe aus dem Frankh-Kosmos Verlag empfohlen (ISBN 978-3-440-13811-3).

Oggier Bernarda
Juli 2014

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